Warum Yoga auch etwas für Männer ist

Warum Yoga auch etwas für Männer ist

Obwohl Yoga vor mehreren tausend Jahren für Männer entwickelt wurde, ist die indische Lehre heute fest in weiblicher Hand. Das muss sich wieder ändern! Denn durch Yogaübungen werden Männer nicht nur ausgeglichener, sondern ihr Body auch flexibler, definierter und stärker.

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Yoga ist in! Etwa 3,4 Millionen Menschen in Deutschland praktizieren die indische Lehre – die meisten davon sind weiblich. Viele Männer hingegen sind skeptisch. Das ganze Tohuwabohu um Räucherstäbchen, Chakren und den inneren Frieden wirkt auf sie abschreckend. „Komische Verrenkungen“, „unmännlich“, „nichts für echte Männer“, „Weiberkram“ – typische Antworten von Kerlen, spricht man sie auf Yoga an. Sie gehen lieber zum Fußball, Boxen oder Basketballspielen – Sportarten, bei denen es zur Sache geht, wo es Sieger und Verlierer gibt, wo Mann seine Aggressionen loswird und seine Männlichkeit unter Beweis stellen kann. Dabei praktizieren sogar unsere Jungs der Fußballnationalmannschaft inzwischen fleißig Yoga – unter der Anleitung von Patrick Broome, der drei Studios in München hat. Der leidenschaftliche Yogi weiß, warum viele Männer Vorbehalte gegenüber Yoga haben – aber auch, wie man ihnen den Weg auf die Matte schmackhaft macht und warum gerade die Herren der Schöpfung davon profitieren.

RAWBITE: Patrick, wieso wird Männeryoga nach wie vor von vielen belächelt?

Patrick: Weil wir Männer besonders gerne das tun, was wir gut können. Das ist unsere Schwachstelle: Anstatt an Defiziten zu arbeiten, feilen wir lieber an unseren Talenten und klopfen uns dabei selbstzufrieden auf die Schulter. Wir setzen uns nicht so gerne mit uns selbst und unseren Gefühlen auseinander – das passiert beim Yoga aber zwangsläufig. Außerdem machen wir ungern Dinge, in denen Frauen besser sind als wir und zu guter Letzt denken die meisten Männer nach wie vor, Yoga sei etwas für Frauen und Softies und außerdem eh langweilig.

RAWBITE: Damit sind sie aber auf dem Holzweg, oder?

Patrick: Definitiv! Denn Yoga kann verdammt anstrengend sein und ist alles andere als langweilig. Überwindet Mann erst mal seine Vorurteile, dann stellt er außerdem schnell fest, dass man fast wie nebenbei ganz wunderbar die Muskeln trainieren und am Ende einer Stunde sogar herrlich entspannen kann. Gerade als Ergänzung zu den sonstigen sportlichen Betätigungen eignet sich Yoga ganz hervorragend. Insbesondere Männern hilft eine regelmäßige Yogapraxis, das Risiko von Verletzungen zu reduzieren, ihre athletischen und mentalen Voraussetzungen und männerspezifische Probleme im Sport zu verbessern.

RAWBITE: Welche Probleme plagen denn speziell Männer?

Patrick: Viele haben verkürzte Muskeln an der Beinrückseite, mangelhafte Erdung oder Standfestigkeit und einen überbelasteten Rücken. Gezielte Yogaübungen können dieser Entwicklung entgegenwirken und die natürliche Balance wiederherstellen. Anspannungen und Verhärtungen der Muskeln werden abgebaut, die Flexibilität wird gesteigert. Dadurch erhöhen sich die gesamte körperliche Leistungsfähigkeit und folglich auch die Ergebnisse in den jeweiligen Sportarten.

RAWBITE: Ist eine gewisse Flexibilität aber nicht eine Voraussetzung, wenn man mit Yoga beginnen möchte?

Patrick: Keineswegs! Yoga fördert die Flexibilität, mitbringen muss sie aber niemand. Viele der Yoga-Asanas (= Yogaübungen) fordern große körperliche Kraft. Männern fallen deswegen viele Übungen oftmals leichter als weiblichen Kursteilnehmern. Was ich aber immer wieder in meinen Kursen beobachte: Männer sind oft zu ehrgeizig und setzen sich zu Beginn unter Leistungsdruck. Anstatt einen ihrem Können angemessen Kurs zu besuchen, gehen sie schon mal in eine fortgeschrittene Klasse – und scheitern an den Übungen. Beim Yoga ist jede Form von Wettbewerbsdenken hinderlich. Es kommt nicht darauf an, der Beste, Erste oder Schnellste zu sein. Die Yogamatte ist einer der wenigen Orte in unserem Alltag, wo wir uns und anderen nichts beweisen müssen.

RAWBITE: Yoga ist nicht nur für den Körper gut, sondern auch für den Geist...

Patrick: Ganz richtig. Yoga lehrt uns, handlungsorientiertes Denken auch bei Misserfolg aufrechtzuerhalten und ist zudem ein Ventil, die im Körper gestauten Anspannungen abzulassen. Wer ernsthaft Yoga praktiziert, wird auch mit den eigenen Schattenseiten konfrontiert und lernt, diese zu akzeptieren – nur so können wir zu einem ganzen Kerl werden.

 

RAWBITE: Du bist seit 2006 Yogalehrer der Fußballnationalmannschaft – musstest du damals viel Überzeugungsarbeit leisten?

Patrick: Die Spieler früher waren andere Kaliber als heute, richtige Muskelberge. Irgendwie nachvollziehbar, dass Fußballer wie Gerald Asamoah, Oliver Kahn oder Michael Ballack keine Lust auf Yoga hatten. Mit der Zeit haben sie aber gemerkt, wie gut es ihnen tut. Die Muskeln werden gestärkt, das ganze System entspannt, das ist vor allem für Hochleistungssportler wichtig. Heute sind die Spieler dem Yoga gegenüber sehr aufgeschlossen, vor allem Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Jonas Hector und Marc-André ter Stegen machen viel Yoga. Generell gilt aber während des Turniers: Jeder, der gespielt hat, muss am folgenden Tag Regenerationsübungen machen – eine Mischung aus Fitness und sanftem Yoga. Dabei geht es vor allem um das Herunterkommen und um den Adrenalinabbau. Während der Endentspannung, am Ende einer Session, dösen manche Spieler ein – damit habe ich das Ziel des Loslassens erreicht.


RAWBITE: Was rätst du jedem Mann, der mit Yoga beginnen will?

Patrick: Schnapp dir ein gemütliches Shirt und eine Hose mit genug Bewegungsspielraum und geh ins Yogastudio bei dir um die Ecke. Von zu Hause alleine loszuyogen, ist keine gute Idee – zumindest am Anfang. Selbst bei scheinbar einfachen Haltungen kann man viel falsch machen und sich schmerzhaft verletzen. Die meisten Yogaschulen bieten Probestunden an oder sogar von den Krankenkassen begünstigte Anfängerkurse – ein idealer Start, um Yoga kennenzulernen. Zu Beginn würde ich noch keine Yogamatte kaufen, da man für eine gute schon etwas tiefer ins Portemonnaie greifen muss. In fast allen Studios kannst du dir eine Matte leihen, das reicht für den Anfang. Natürlich gibt es auch spezielle Männerkurse, aber hey: Was spricht gegen einen gemischten Kurs? 

Nachdem du in einem Studio geübt hast, haben wir einige einfache Übungen zusammengestellt, die du zu Hause durchführen kannst .

 

Pure Taste. Pure Joy.